Nr. 74404
Volkswirtschaft und Konjunktur

Konjunktur­bericht Nord­schwarz­wald

Der Aufschwung lässt weiter auf sich warten

Pforzheim, 10.05.2024. Die deutsche Wirtschaft schwächelt seit nunmehr einem Jahr und auch die regionalen Unternehmen sehnen den Aufschwung herbei. Obwohl das Statistische Bundesamt nach dem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 0,3 Prozent für das erste Quartal 2024 ein Mini-Wachstum des BIPs von 0,2 Prozent verzeichnete, bleibt die Lage vor allem in der Industrie kritisch.
Dies geht auch aus der aktuellen Konjunkturbefragung der IHK Nordschwarzwald unter rund 250 befragten regionalen Unternehmen hervor. Nur 16 Prozent der Unternehmen im Nordschwarzwald berichten derzeit von positiven Geschäftsaussichten, verglichen mit 31 Prozent zu Jahresbeginn und 37 Prozent vor einem Jahr. Der Anteil der Unternehmen, die von einer befriedigenden Geschäftslage sprechen, hat sich deutlich auf 61 Prozent erhöht, während 23 Prozent eine schlechte Geschäftslage wahrnehmen. Zu Jahresbeginn waren es 19 Prozent und vor einem Jahr nur fünf Prozent. Die IHK-Präsidentin Claudia Gläser und die IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub appellieren angesichts dieser Lage für eine starke Beteiligung an der EU-Wahl und fordern bessere Rahmenbedingungen mit weniger Bürokratie und konkreten Verbesserungen bei den Regelungen zum Kurzarbeitergeld.

Verhaltene Anzeichen geben Hoffnung für den Jahreswechsel 2024/2025

„Alle Unternehmen sehnen den Aufschwung herbei, doch braucht dieser auch die richtigen Rahmenbedingungen“, sagt IHK-Präsidentin Claudia Gläser. „Aktuell gibt es bei den Konjunkturdaten nur geringe Anzeichen für Verbesserungen bei den Früh-Indikatoren ,Auftragseingänge‘ und ,Geschäftserwartungen‘, aber wir sind zuversichtlich, dass wir für den Jahreswechsel 2024/2025 einen spürbaren Aufschwung erwarten können“, so Gläser weiter. Verbuchten vor einigen Monaten nur 6,5 Prozent steigende Auftragseingänge, sind es nunmehr elf Prozent, wobei weiterhin rund 48 Prozent von einer gleichbleibenden Auftragslage sprechen und 41 Prozent einen fallenden Auftragseingang feststellen müssen. Etwas über 20 Prozent der Unternehmen erwarten, dass sich die Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird – das ist ein Anstieg zum Jahresbeginn um fünf Prozentpunkte. Der Anteil an Unternehmen, der von steigenden Umsätzen ausgeht, ist um sieben Prozentpunkte auf gut 28 Prozent gestiegen. Der Anteil, der steigende Exporte erwartet, liegt nunmehr bei knapp 38 Prozent (zu Jahresbeginn: 30,5 Prozent).
„Die Region Nordschwarzwald ist eine produktionsstarke Wirtschaftsregion, und deshalb trifft uns diese Konjunkturflaute besonders hart. Die Beurteilung der Geschäftslage liegt daher leicht unter dem Landesschnitt. Gleichwohl sind die Erwartungen in der regionalen Industrie etwas höher als im Branchenschnitt. Das macht Hoffnung, zumal sich die bundesweite Inflationsrate mit 2,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat weiter auf niedrigerem Niveau im Verhältnis zu den beiden Vorjahren befindet. Das könnte die Kostensituationen entschärfen und die Ausgangslage im Zusammenhang mit niedrigeren Kreditzinsen für zukünftige Investitionen verbessern“, ergänzt IHK-Hauptgeschäftsführerin Tanja Traub.

EU-Wahl: Aufschwung braucht richtige Rahmenbedingungen

Die aktuellen Rückmeldungen der Unternehmen, wie zuletzt auch bei der Podiumsdiskussion mit Kandidatinnen und Kandidaten zur Europawahl, zeigen aber vor allem eines: „Die geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre haben zu schwächelnden Märkten geführt. Gleichzeitig beschäftigt man sich innerhalb der EU und vor allem in Deutschland mit sich selbst: Die Fesseln der Bürokratie müssen endlich gelöst werden. Dabei haben wir gegenüber der Ampel-Regierung eine klare Erwartungshaltung und setzen auf einen Kurswechsel in der EU mit der Wahl zum Europäischen Parlament. Europa ist für die Wirtschaft von großer Bedeutung. Insofern ist wichtig, dass es am 9. Juni eine starke Wahlbeteiligung und anschließend stabile Mehrheiten für eine wirtschaftsfreundliche Politik gibt“, betont Claudia Gläser.

Wirtschaften im Schatten von Konflikten

Laut dem jüngsten „Economic Outlook“ der Industriestaatenorganisation OECD wird für das Jahr 2024 mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent gerechnet – für Deutschland aber nur 0,2 Prozent. Zum Vergleich: Bei den USA geht man von 2,6 Prozent aus, im Falle Chinas wird mit 4,9 Prozent gerechnet, bei Indien mit 6,6 Prozent. Doch im gesamten Euroraum ist das BIP laut Eurostat (statistisches Amt der EU) im ersten Quartal 2024 nur um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal gestiegen. Für Deutschland als Exportland sind diese Aussichten innerhalb des Binnenmarktes und mit dem wieder stärker gewordenen Fokus auf die USA besonders herausfordernd. „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und der Konflikte im Nahen Osten bzw. am Roten Meer ist geopolitisch leider eine stärker gewordene Blockbildung zu beobachten und ein Wirtschaften im Schatten von Konflikten Wirklichkeit geworden. Eine stärkere EU, mithin eine stärkere Wirtschaftsunion, muss daher das Ziel sein. Es braucht dringend die Fortsetzung von Verhandlungen zu weiteren Freihandelsabkommen wie beispielsweise Mercosur“, ergänzt Tanja Traub.

Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung sind spürbar

Aktuell ist laut des im Frühjahr 2024 durchgeführten IHK-Unternehmensbarometers zum Standort Europa das Vertrauen der Unternehmen auf einen Tiefpunkt angelangt. 75 Prozent der über 100 befragten Unternehmen aus der Region Nordschwarzwald gaben an, dass die Attraktivität der EU als Unternehmensstandort gesunken sei. Gleichwohl zeigten viele Antworten, welch‘ große Bedeutung der EU für erfolgreiches Wirtschaften beigemessen wird: So gaben beispielsweise über 65 Prozent an, dass die politische Stabilität in der EU für sie persönlich einen sehr großen Nutzen habe. „Europa geht uns alle an. Es gibt für unsere Wirtschaftsregion nur eine gute Zukunft mit einer starken und funktionierenden EU. Andersrum betrachtet: ihre politische Instabilität wäre ein großes Risiko. Wir haben also alle gemeinsam eine große Verantwortung bei der Wahl am 9. Juni“, so die IHK-Hauptgeschäftsführerin.

Bessere Rahmenbedingungen nötig, um Fachkräfte zu halten

In der regionalen Konjunkturbefragung wurden in der verhaltenen Inlandsnachfrage (76 Prozent), in gestiegenen Arbeitskosten (61 Prozent), bei den Energie- und Rohstoffpreisen (56 Prozent) und – trotz der konjunkturellen Situation immer noch auf Rang vier – der Fachkräftemangel als größte Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens benannt. Trotz der konjunkturellen Durststrecke halten unsere Betriebe ihre Fachkräfte und unternehmen große Anstrengungen, Arbeitskräfte zu qualifizieren und neue Fachkräfte zu gewinnen. Vor diesem Hintergrund ist vor allem für die Industrie wichtig, dass die Regelungen zum Kurzarbeitergeld angepasst werden. Aus diesem Grund hat das Parlament der regionalen Wirtschaft, die sogenannte IHK-Vollversammlung, die Forderung an die Bundesregierung beschlossen, die Regelungen aus der Corona-Zeit wieder aufzunehmen, um insbesondere zur möglichen Bezugszeit von bis zu 28 Monaten zurückzukehren und eine Entlastung der Arbeitgeber bei den Sozialversicherungsbeiträgen zu erwirken. „Das wäre eine wichtige Entlastung und ein gutes politisches Signal, sodass der ersehnte Aufschwung für den Jahreswechsel 2024/2025 wahrscheinlicher wird“, schließt IHK-Präsidentin Claudia Gläser.

Lage in ausgewählten Wirtschaftszweigen

Verarbeitendes Gewerbe

In der regionalen Industrie herrscht weiter getrübte Stimmung. 14 Prozent berichten von gut laufenden Geschäften – das sind nochmals 10 Prozentpunkte weniger als zu Jahresbeginn – und 50 Prozent sprechen von einer befriedigenden Situation. Knapp 36 Prozent bezeichnen die Geschäftslage als schlecht. Das sind 26 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Damit einher geht die Bewertung der aktuellen Ertragslage: 48 Prozent geben sie als „schlecht“ an (Frühjahr 2023: knapp 30 Prozent), 38 Prozent bezeichnen sie als „befriedigend“ und nur 13,5 Prozent als „gut“ (Frühjahr 2023: 31 Prozent). Seit einem Jahr zeigt die Kapazitätsauslastung einen Rückgang von 87 Prozent auf 75 Prozent, wobei die Zahl der Optimisten zu den Geschäftserwartungen in der Branche wieder leicht zunimmt: Über 25 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage in den nächsten zwölf Monaten. Im Frühjahr 2023 waren das nur 18 Prozent.

Tourismus

Im Tourismusgewerbe der Region herrscht weiterhin eine recht stabile Lage: 50 Prozent bewerten die Geschäftslage als positiv (Vorjahreszeitraum: 53 Prozent), 37,5 Prozent sehen sie als befriedigend (Frühjahr 2023: 47 Prozent), nunmehr 12,5 Prozent sprechen von einer schlechten Geschäftslage. Doch nur 14 Prozent stellen wachsende Umsatzzahlen fest (Jahresbeginn 2024: 44 Prozent), immerhin 57 Prozent geben gleichbleibende Umsätze an (Jahresbeginn 2023: 56 Prozent).

Handel & Dienstleistungen

Und auch die Unternehmen aus dem Bereich Handel & Dienstleistungen zeichnen ein etwas besseres Bild von der wirtschaftlichen Lage als das produzierende Gewerbe: Zwar geben nur etwas über 17 Prozent an, die Geschäftslage sei „gut“ (Frühjahr 2023: 35 Prozent), doch bezeichnen sie immerhin 72 Prozent als „befriedigend“ (Frühjahr 2023: 65 Prozent) und nur zehn Prozent als schlecht. Für die wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen dieser Branchen werden die Energie- und Rohstoffpreise sowie die Arbeitskosten und der Fachkräftemangel als stärkste Risiken gesehen.
Aktuelles

Rückblick! Hochkarätiges wissenschaftliches Vortragsprogramm und reger Austausch beim 2. Symposium Additive Fertigung

Rund 130 Vertreterinnen und Vertreter regionaler Unternehmen informieren sich bei der gemeinsamen Veranstaltung von IHK Nordschwarzwald, HWK Karlsruhe und Leichtbau BW zum neuesten Forschungsstand im Bereich 3D-Druck. 30 Ausstellerfirmen zeigen in der Remchinger Kulturhalle das aktuelle Leistungsspektrum additiver Fertigungstechnologien in der Praxis.
Folge-Termin: 3. Symposium Additive Fertigung am 21. Juni 2024 in der Kulturhalle in Remchingen mit top-Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie mit wiederum innovativen  Aussteller und Exponaten, siehe https://www.ihk.de/nordschwarzwald/innovationn/innovation/innovation-veranstaltungen-und-termine/symposium-additive-fertigung2-4693580
Unbegrenzte Möglichkeiten
Remchingen, 05.07.2022. "Die Möglichkeiten beim 3D-Druck scheinen in der Zukunft unbegrenzt: Autos, Häuser und sogar menschliche Organe kommen oder könnten aus dem Drucker kommen. Sind dies nur Visionen von Technikenthusiasten oder erleben wir tatsächlich die Revolution der Fertigung?", fragte Handwerkskammerpräsident Joachim Wohlfeil zu Beginn der Veranstaltung.

Grenzen der Fertigungsvarianz werden verschoben

Additive Fertigungsverfahren und 3D-Druck - so viel steht fest - verschieben zunehmend die Grenzen der Fertigungsvarianz. Die zukünftigen Möglichkeiten in Entwicklung und Produktion werden gerade von Forschung und Wirtschaft Schritt für Schritt ausgelotet. Zudem beginnen sich bereits die Wertschöpfungsketten in diesem Bereich grundlegend zu verändern - täglich entstehen neue Geschäftsmodelle rund um diese innovativen Fertigungstechnologien.
"Die Entwicklung der additiven Verfahren schreitet extrem schnell voran. Neue, innovative Werkstoffe, Maschinen, Softwaresysteme, Produktentwicklungsmethoden und damit auch Qualifikationsbedarfe der Mitarbeitenden, die sich mit diesen immer noch jungen Fertigungsverfahren beschäftigen - dies alles wird permanent hochwertiger, differenziert sich aus und wird dadurch immer komplexer. Wir können hier ein sehr großes Potential an technologischen Möglichkeiten heben- von der Entwicklung über die Konstruktion bis hin zur Herstellung", ist sich Felix Casper, Geschäftsführer der Firma Karl Casper Guss in Remchingen, sicher. Als Vollversammlungsmitglied begrüßte er vonseiten der IHK Nordschwarzwald seine Unternehmerkolleginnen und -kollegen.

Experten aus Wissenschaft und Praxis gaben Einblicke in additive Prozessketten

In zehn Fachvorträgen gaben Experten aus Wissenschaft und Praxis Einblick in additive Prozessketten, in aktuelle Verfahren und technologische Grenzen sowie in Bildung, in neue Geschäftsmodelle und rechtliche Fragestellungen. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert von Leichtbau BW-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Seeliger, diskutierten die Referenten Fragen nach dem wirtschaftlichen Einsatz der Additiven Fertigung im Unternehmen, nach notwendigen Qualifikationen und technologischen Voraussetzungen.

30 Aussteller auf dem “Marktplatz”

Bis zum letzten Winkel der Halle drängten sich zudem die rund 30 Aussteller auf dem "Marktplatz". Hier konnten sich die Teilnehmenden ein beeindruckendes Bild vom aktuell möglichen Leistungsspektrum additiver Verfahren machen - von Präzisionsteilen für die Medizintechnik über extrem leichte und hochindividuelle Bauteilstrukturen bis hin zu in sich beweglichen Werkstücken. Das stieß an allen Ständen rege Gespräche und zahlreiche neue Geschäftskontakte an.
Mit dieser nunmehr zweiten großen Fachveranstaltung wollen die beiden Wirtschaftskammern gemeinsam mit der Leichtbau BW die kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region für das Thema Additive Fertigungsverfahren sensibilisieren. Mit dem hochwertigen Vortragsprogramm soll das Wissen in den Betrieben proaktiv gefördert und ein fachspezifisches Forum geboten werden, um die bestehenden Entwicklungspotentiale bestmöglich für den zukünftigen Wettbewerb zu nutzen.

Liste der ausstellenden Unternehmen und Organisationen

  1.  HK Kunststofftechnik
  2.  toolcraft AG
  3.  EOS GmbH
  4.  SKZ - Das Kunststoffzentrum, Horb a.N.
  5.  AM Pioneers GmbH
  6.  Promold GmbH
  7.  Koras-group
  8.  Primold GmbH
  9.  Hasenauer & Hesser GmbH
  10.  Nonnenmacher GmbH
  11.  Röchling Direct Manufacturing GmbH
  12.  Rechtsanwälte Vogel & Partner
  13.  Gläser GmbH
  14.  C. HAFNER GmbH & Co. KG
  15.  Arburg GmbH
  16.  DHBW Stuttgart Campus Horb
  17.  Innonet Kunststoff und Digital Hub Horb a.N.
  18.  Metshape GmbH
  19.  Hochform Pforzheim e.V.
  20.  Hochschule Pforzheim STI
  21.  Edelstahl Rosswag GmbH
  22.  KIT Karlsruher Institut für Technologie wbk
  23.  Zecha GmbH
  24.  Deutsche Edelstahlwerke Specialty Steel GmbH & Co. KG
  25.  MIMplus Technologies GmbH & Co. KG
  26.  Cirp GmbH
  27.  Otec Präzisionsfinish GmbH
  28.  LES GmbH, Lenz Entwicklung und Sonderbau
  29.  STOQ Managementservice
  30.  Hochschule Pforzheim IWWT
  31.  Leichtbau BW
  32.  Handwerkskammer Karlsruhe
  33.  Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald
Unsere Positionen

Verantwortung statt Bürokratie

"Menschenrechte sind unabdingbar und können nicht verhandelt werden. Die Wirtschaft ist sich ihrer Mitverantwortung bewusst, kann das Ziel aber nicht allein erreichen." So lässt sich die Mehrheitsmeinung der Unternehmensvertreter zusammenfassen, die sich im Abgeordnetengespräch zum Thema Sorgfaltspflichtengesetz - aufgrund der Hauptbedeutung auch "Lieferkettengesetz" genannt - zu Wort meldeten. Dieses wurde gerade zur weiteren Beratung in den Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales verwiesen.

Erheblicher Bürokratieaufwand für Prüfungen, Dokumentation und Berichtspflichten befürchtet

Pforzheim, 29.04.2021. In einer Videokonferenz hatte die IHK Nordschwarzwald unter Beteiligung und auf Vermittlung des Pforzheimer Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum (CDU) zum Austausch geladen. Mitgebracht hatte er Hermann Gröhe, den stellvertretenden Vorsitzenden der Unions-Fraktion und langjährigen Befürworter eines solchen Lieferkettengesetzes. "Sich hier mit diesem Thema zu stellen ist anerkennenswert" hatte IHK Hauptgeschäftsführer Martin Keppler bereits in seiner Begrüßung betont, denn die Begeisterung für eine solche Regelung hält sich bei Unternehmen und IHK in argen Grenzen. Dabei stimmen die Kritikpunkte der Unternehmen und ihrer Kammer überein: Man sieht die Wirtschaft unter Generalverdacht gestellt, und mit erheblicher Bürokratie für Prüfungen, Dokumentation und Berichtspflichten belastet. Schlimmes wird auch wegen der erheblichen Sanktionen - gestaffelten Bußgeldern bis zu 800.000,- EUR bzw. darüber hinausgehend bis zu zwei Prozent des Jahresumsatzes - erwartet, weil die Unternehmen meist nur eingeschränkten Einblick bei ihren ausländischen Lieferanten haben und deren Vorlieferanten überhaupt nicht kennen, dennoch aber für deren Handeln bestraft werden könnten.

Ethischer Vorsprung als interntionaler Wettbewerbsvorteil

In seiner Einführung verwies Hermann Gröhe zunächst auf die unbestreitbaren Verstöße gegen Menschenrechte, Sicherheits- und Umweltstandards, die durch das Gesetz und die Einflussnahme der deutschen Unternehmen verhindert werden könnten. Weiter warb er dafür, die neue Regelung als Chance zu sehen, und den sich ergebenden ethischen Vorsprung auch als internationalen Wettbewerbsvorteil zu begreifen. In einem anschließenden regen Austausch mehr Nach- als Vorteile sahen dennoch die Vertreter auch mittelständischer Betriebe, obwohl das Sorgfaltspflichtengesetz ab 2024 nur Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern verpflichten soll. Hier wird aber eine spätere Schwellenwertsenkung befürchtet und die vertragliche Durchreichung von Pflichten und Sanktionen durch Großunternehmen sicher erwartet. Weiteres Unverständnis weckte der deutsche Alleingang, weil eine Initiative des Europäischen Parlaments in absehbarer Zeit eine wesensgleiche Regelung erwarten lässt. Hierzu merkte der Abgeordnete Krichbaum abschließend an, dass ein vorangehendes deutsches Gesetz auch als Vorlage für eine EU-Regelung gesehen werden könne, deren Entwurf noch wenig unternehmensfreundlich ausgestaltet sei.
Welcome Center Nordschwarzwald

Erstes Speed-Dating für internationale Fachkräfte in Pforzheim

Job Speed Dating als Baustein zur Fachkräftesicherung

Pforzheim, 28.06.2017. "Mit dem Speed-Dating für dringend gesuchte Fachkräfte, das das Welcome Center der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald und das Jobcenter Pforzheim erstmals gemeinsam in Pforzheim veranstalten, wollen wir einen weiteren Baustein zur Fachkräftesicherung in der Region erproben", sagte Tanja Traub, Mitglied der Geschäftsleitung der IHK Nordschwarzwald bei der Eröffnung.
Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Gesellschaft für berufliche Eingliederung GBE und dem Netzwerk zur Integration von Flüchtlingen in Arbeit NIFA.

Qualifizierte Arbeitssuchende mit Unternehmen zusammengebracht.

Ähnlich wie beim klassischen Speed-Dating, bei dem Männer und Frauen nach ihrem persönlichen Liebesglück suchen, wurden dabei aber keine Singles, sondern qualifizierte Arbeitssuchende mit Unternehmen zusammengebracht.
"Mit dem Speed-Dating findet wiederum eine sehr intensive Zusammenarbeit zwischen der IHK Nordschwarzwald und dem Jobcenter Pforzheim sowie dem NIFA-Netzwerk statt. Ziel der Veranstaltung ist die Integration von Fachkräften mit Migrationshintergrund. Wir freuen uns, dass auch die Arbeitgeber durch die Teilnahme ihre Bereitschaft, an der Integration mitzuwirken, zeigen", so Natalie Hohenstein, stellvertretende Amtsleiterin des Jobcenters Pforzheim.

70 Bewerberinnen und Bewerber nutzen ihre Chance in 200 Einzelgesprächen

Von 10:00 bis 14:00 Uhr nutzten 70 vom Jobcenter Pforzheim vorausgewählte Bewerberinnen und Bewerber unterschiedlicher Nationalität die Chance, sich gleich bei mehreren Unternehmen aus dem Raum Pforzheim vorzustellen und im kurzen persönlichen Gespräch zu überzeugen. Spannend war das für beide Seiten - denn den Jobsuchenden waren die vom Jobcenter Pforzheim ausgewählten Unternehmen vorab nicht bekannt. Auch umgekehrt wussten die Personalverantwortlichen nichts über die vom Jobcenter eingeladenen Fachkräfte.
"Trotz Digitalisierung und Industrie 4.0 brauchen Menschen den persönlichen Kontakt. Diese Plattform wollen wir den Arbeitssuchenden und den Unternehmen mit diesem Speed-Dating bieten", so Traub.

Insgesamt wurden über 200 kurze Vorstellungsgespräche geführt. Dabei kam es zu vielen Terminvereinbarungen für weiterführende Vorstellungsgespräche. Der erste Eindruck zählt - man muss sich schnell und gut verkaufen können.
Die Unternehmen Rutronik Elektronische Bauelemente GmbH, Niersberger AG, Dietrich Werner Goll GmbH, Wäscherei Merz GmbH & Co.KG, Soziales Netzwerk Schauinsland, Randstad-Pforzheim, SYNERGIE Personal Deutschland GmbH und DV-COM GmbH waren sehr zufrieden - alle hatten viel Zulauf.

WELCOME CENTER
NORD­SCHWARZ­WALD

Das Welcome Center steht für gelebte Willkommenskultur in der Region Nordschwarzwald. Als Lotse und Erstberater unterstützen wir Unternehmen bei der Gewinnung und Bindung internationaler Fachkräfte sowie Fachkräfte aus dem Ausland und deren Familien, damit sie beruflich einen guten Einstieg finden und sich hier wohlfühlen.

Welcome Center Nordschwarzwald

Webseite in Englisch und Spanisch

Fachkräftesicherung

Fachkräfte-Allianz Pforzheim Nordschwarzwald gibt Kurs vor

Wichtiger Schritt zur Fachkräftesicherung im Nordschwarzwald

„Die regionale Erweiterung der Fachkräfte-Allianz ist ein weiterer wichtiger Schritt für die Fachkräftesicherung in der Region Nordschwarzwald. Mit Unterstützung aller Allianzpartner gilt es, gemeinsam dem Fachkräftemangel in den Unternehmen entgegenzuwirken und das Angebot in der Region durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen. Für den Erfolg der Fachkräftesicherung sind auch die neu geschaffenen Koordinierungsstellen beim städtischen Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim, WSP, und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordschwarzwald, WFG, bedeutende Meilensteine“, stellte Oberbürgermeister Gert Hager fest.

Gemeinsame Koordinierungsstelle für den Nordschwarzwald

Die WFG und der WSP präsentierten die von ihnen entwickelten Maßnahmen zur Fachkräftesicherung, die von der gemeinsam  betriebenen Koordinierungsstelle der Fachkräfte-Allianz umgesetzt werden. Diese wird vom Ministerium  für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg mit Landesmitteln und aus dem europäischen Sozialfonds gefördert. „Mit regionalen Fachkräfteallianzen können die Ziele der landesweiten Allianz für Fachkräfte in der Fläche erfolgreich umgesetzt werden", betonte  Prof. Dr. Müller, der Leiter der Abteilung Fachkräftesicherung und Quartierspolitik des Ministeriums für Finanzen und Wirtschaft Baden-Württemberg.

Junge Erwachsene in der Region behalten

Die regionale Fachkräftekoordinierungsstelle Pforzheim Nordschwarzwald will dazu beitragen, junge Erwachsene in der Region zu halten. Außerdem hat sie das Ziel, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu stärken und die Bindung von Hochschulabsolventen an die Region zu verbessern. Ebenso möchte sie dazu beitragen, Auspendler für die Region zurückzugewinnen. Schlussendlich hat die Koordinierungsstelle die Aufgabe, bestehende Angebote der Allianzpartner im Fachkräftebereich aufeinander zu bündeln und aufeinander abzustimmen, um so Unternehmen,  Arbeitnehmer, Arbeitsuchende, Schüler, Studenten und Auszubildende gezielter zu erreichen.
Junge Erwachsene in der Region behalten

Absolventen an Unternehmen binden

Weitere wichtige Aufgabe der Koordinierungsstelle ist die Betreuung von auf die mittelständische Wirtschaft zugeschnittenen Arbeitskreisen. In diesen werden etwal Fragen zur Aus- und Fortbildung und zur  Bindung von Absolventen an die Unternehmen der Region thematisiert. Ein weiteres wichtiges Feld berührt die Frage, wie sich die Beschäftigung von Frauen ausbauen lässt. 
Jens Mohrmann, Geschäftsführer der WFG, resümierte: „Mit der Fachkräfte-Allianz für die Region Nordschwarzwald stärken die Allianzpartner den regionalen Gedanken und bündeln die Angebote für die Unternehmen der Region.“

Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordschwarzwald koordiniert übergreifende Aufgaben

Die WFG ist sowohl für die Koordination als auch das projektübergreifende Management der regionalen Koordinierungsstelle verantwortlich. Außerdem betreut sie die Projekte, die die Landkreise Calw und Freudenstadt betreffen. Der WSP befasst sich mit den Projekten für Pforzheim und den Enzkreis. Die Fachkräfte-Allianz Pforzheim Nordschwarzwald ist aus der Fachkräfte-Allianz Pforzheim hervorgegangen und versammelt folgende Partner aus der Region als Erstunterzeichner: Die Landkreise Calw und Freudenstadt, den Enzkreis, die Stadt Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Jobcenter der Region, die Handwerkskammer Karlsruhe, die Industrie- unds Handelskammer Nordschwarzwald (IHK), den Arbeitgeberverband Südwestmetall, die Gewerkschaften IG Metall und DGB, den Eigenbetrieb Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim, die WFG Nordschwarzwald sowie die Witzenmann GmbH. Insbesondere im Bereich der Unternehmen soll die Fachkräfteallianz weiteren Zuwachs erhalten.
Quelle: Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH, Nadine Kaiser.